Bergsport, Bier & Landschaftspflege
Schlossbrauerei Stein unterstützt Almbauern
Kulturlandschaft ist schön, macht aber viel Arbeit. So könnte man ein bekanntes Karl-Valentin-Zitat abwandeln, wenn man das Wirken der Almbauern für den Erhalt der Heimat sieht. Und nicht nur das: Sie steigern „nebenbei“ den Freizeitwert der Berge für Wanderer und Bergradler. Aufgaben, die die Schlossbrauerei Stein aus dem Chiemgau kräftig unterstützt.
Die Sennerin bringt eine frische Buttermilch oder ein kühles Radler, dazu eine deftige Brotzeit mit Geräuchertem und würzigem Bergkäs, im Hintergrund Kuhglockengebimmel, der Gipfel in Sichtweite – so schaut sie aus, die heile Welt des Bergwanderers und des Bergradlers. Und Recht haben sie. Weil sie sich die Einkehr auf der Alm im Schweiße ihres Angesichts verdient haben. Natur genießen, den Körper beanspruchen, der eine mehr, der andere weniger, ganz nach dem persönlichen Gusto. Ein Tag in den Bergen entschleunigt, man kommt mit anderen Naturfreunden ins Gespräch, hat zu Hause, in der Arbeit etwas zu erzählen.
Obwohl auch das eine Leistung ist, die die Senner erbringen: Von der Wahrnehmung, die Almbetriebe seien in erster Linie dazu da, fürs leibliche Wohl von Bergsteigern und Radfahrern zu sorgen, kann man sich schnell verabschieden. Almwirtschaft wurde schon betrieben, als an Bergtourismus noch nicht zu denken war. Seit Jahrhunderten nutzen die Bauern im Tal Hochweiden für ihr Vieh. Folge ist die Kulturlandschaft, die Einheimische und Touristen schätzen.
Identitätsstiftend
Kulturlandschaft – nicht zu verwechseln mit Naturlandschaft. Sie macht den Charakter einer Region aus, stiftet Identität; der Heimatbegriff ist eng mit der jeweiligen Kulturlandschaft verbunden. Entstanden, gewachsen ist sie, weil der Mensch die Naturlandschaft bewirtschaftet hat. Er hat Nischen für Pflanzen und Tiere geschaffen. Nischen, die verloren gehen, wenn die Kulturlandschaft nicht gepflegt und bewahrt wird. Almbauern sind Bewahrer und Pfleger.
Was geschieht, wenn diese Arbeit nicht mehr getan wird, sieht man an aufgelassenen Almen: Stellt der Almbauer die Beweidung der Gebirgsflächen ein, erobert sich der Wald diese Flächen, die mit viel Mühe gerodet wurden, zurück. Geschützte Pflanzen und Tiere, die die offene Landschaft brauchen, verlieren ihren Lebensraum. Fast die Hälfte der Pflanzenarten auf den Almen sind Kräuter, deren Heilkraft wieder ins Bewusstsein der Menschen rückt. Doch diese Heilkräuter – zum Beispiel Arnika – sind im Gebirge mehr und mehr auf dem Rückzug. Die Zahl der bayrischen Almen hat sich in den vergangenen 70 Jahren kaum verändert – 1950 waren es 738 und vor vier Jahren immerhin noch 709 –, so nahm die bewirtschaftete Fläche im gleichen Zeitraum um 1.535 Hektar ab. Das entspricht der Fläche von rund 2.000 Fußballfeldern. Noch signifikanter ist der Rückgang beim Personal: Arbeiteten 1950 noch 1.135 Menschen in Almbetrieben, sind es aktuell rund 350. Der Rinderbestand ist in derselben Zeit um nur 6,5 Prozent gesunken. Um sich die Folgen vorstellen zu können, bedarf es wenig Fantasie.
elbstverständlich hat sich in den letzten 70 Jahren in punkto Technik sehr viel getan; der Einsatz von landwirtschaftlichem Gerät ist im Gebirge nach wie vor schwierig; auf den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln verzichten die Almbauern. Das bedeutet: Praktisch dasselbe Arbeitsaufkommen ist heute von viel weniger Menschen zu stemmen.
Gegen Erosion und Lawinengefahr
Gerade die Übergänge von den Lichtweideflächen in den Bergwald, die Magerrasen und die Wasser stauenden Mulden sind wertvolle Lebensräume für Fauna und Flora. Die Vielfalt kann nur erhalten werden, wenn die Almen extensiv mit einem nicht zu hohen Viehbesatz beweidet werden. Das verringert übrigens auch die Bodenerosion und im Winter die Lawinengefahr. Ein Großteil der Almflächen liegt aufgrund der Biodiversität in Naturschutzgebieten oder hat gesetzlichen Schutzstatus. Holt sich der Bergwald die Almen zurück, verschwindet das charakteristische Landschaftsbild. Das hätte Auswirkungen auf den Tourismus, der für die regionale Wirtschaftskraft und den Erhalt von Arbeitsplätzen wichtig ist. Gravierend können die Folgen für die Menschen sein: Werden die Almen nicht mehr bewirtschaftet, wachsen sie zuerst mit Borstgras zu. Die 30 Zentimeter langen Halme legen sich hangabwärts übereinander und bilden eine Stroh-Fläche: Das Wasser versickert bei Regen nicht mehr, sondern läuft über die Halme hangabwärts. Bei Starkregen steigt das Wasser in Bächen und Gräben sprunghaft an, im Tal kommt’s zu Überschwemmungen. Und im Winter steigert Borstgras die Gefahr von Schneebrettern und Lawinen.
Der Betrieb im Tal und die Alm waren schon immer eine Bewirtschaftungseinheit. Die Almflächen liefern rund 20 Prozent des gesamten Futterbedarfs; der Jungviehbestand auf den Almen ist überdurchschnittlich hoch, Almbauern sind meistens Züchter und verkaufen die Tiere, die nicht für den eigenen Bestand gebraucht werden. Diese Jungkühe und Kalbinnen sind auf dem Markt sehr gefragt, weil sie über eine robuste Konstitution verfügen: Laut Studien nimmt ein Rind täglich 50 Kilogramm Weidegras auf und legt dabei bis zu fünf Kilometer zurück. Das stärkt den Körper wie bei einem Höhentraining eines Leistungssportlers. Zudem erwerben Rinder auf der Alm ein ausgeprägtes Gruppenverhalten und entwickeln Anpassungsstrategien, um je nach Witterung geeignete Weideplätze zu finden. Aus züchterischer Perspektive sind Almrinder klar im Vorteil.
Landschaftspflege: Im vergangenen Jahr wurden die Almbauern beim Freistellen der Lichtweidefläche – im Bild Arbeiten auf der Lödenalm – von Jugendlichen aus Spanien und Frankreich unterstützt, die bei einem trinationalen Jugendworkcamp in Ruhpolding zu Gast waren. Foto: LPV/Jürgen Sandner
Bergtourismus ist nur Zubrot
Viel Arbeit und ein hoher planerischer Aufwand für den Almbauern also. Der Versorgung von Bergtouristen mit Bier, Milch und Kaiserschmarrn steht auf seiner Agenda nicht zwingend an erster Stelle. Und dennoch ist das natürlich ein willkommenes Zubrot. Eine Win-Win-Situation, wie’s so schön heißt. Der Almbauer verdient dazu, der Bergtourist tut etwas für seine Fitness und kann sich’s dabei noch gutgehen lassen. Der Markt ist aber auch hochinteressant: Einer Untersuchung zufolge sind 69 Prozent der Deutschen aktive Wanderer, die rund 7,5 Milliarden Euro bei Tagesausflügen und im Wanderurlaub ausgeben und dazu noch 3,7 Milliarden für die Ausrüstung. Wenn man zumindest einen Teil dieser Wanderer für die wichtigen Aufgaben der Almbauern sensibilisieren könnte, dann wäre schon viel gewonnen.
Der Steiner Almenpass
Um das Angenehme – die aktive Freizeitgestaltung und den Naturgenuss – mit dem Nützlichen – dem Bewusstsein für die Arbeit der Almbauern und dem damit einhergehenden Erhalt der Kulturlandschaft – zu verbinden, legt die Schlossbrauerei Stein aus Stein an der Traun im Landkreis Traunstein seit 2014 jährlich für Wanderer und Mountainbiker den „Almenpass“ auf. Den Teilnehmern an der Aktion winken attraktive Preise. „Wir möchten den Leuten eine Gelegenheit bieten, die Schönheit unserer Heimat zu erleben, und ihnen gleichzeitig das Gefühl dafür nahebringen, mit welch hohem Aufwand der Erhalt der Kulturlandschaft verbunden ist“, sagt Reinhold Steinberger, Verkaufs- und Vertriebsleiter der Schlossbrauerei Stein. Und das gelingt den Steinern ziemlich gut: Wie viele Genusswanderer und Freizeitsportler der Almenpass jährlich auf die Almen bringt, ist natürlich kaum nachvollziehbar. Fakt ist, dass jedes Jahr rund 1.000 Teilnehmer mindestens acht Almen besuchen und damit für die Verlosung zugelassen sind. „Bei der Preisvergabe werden wir immer wieder dafür gelobt, dass wir mit dem Almenpass vielen Leuten die Attraktivität der heimischen Berge vor Augen führen“, resümiert Stefan Haunberger, Geschäftsführer der Schlossbrauerei Stein. „Wenn man erst einmal erkennt, was wahre Schönheit ausmacht, dann fällt es auch leicht, diese Schönheit erhalten zu wollen.“
Die Rückmeldungen sind äußerst positiv – Willi Schlögl aus Nußdorf, einer der Preisträger des vergangenen Jahres, sieht im Almenpass eine gute Motivation, die heimische Bergwelt zu erkunden. Auch die soziale Komponente kommt beim Almenpass nicht zu kurz: Der Gewinner des ersten Preises, Gerald Dippold aus Grabenstätt, ist meistens mit Freunden und Kollegen in den Bergen unterwegs: „Wir haben uns gemeinsam vorgenommen, welche Almen wir als nächstes erwandern wollen. Der Almenpass hat auch den Zusammenhalt in der Gruppe gefördert.“
Elf Chiemgauer Almen dabei
Heuer sind elf Chiemgauer Almen, die Getränke der Schlossbrauerei Stein ausschenken, beim Steiner Almenpass dabei: die Haaralm bei Ruhpolding, die Rachlalm, die Enzian-Hütte und die Piesenhausener Hochalm bei Marquartstein, die Obere Hemmersuppenalm und die Zwerchenbergalm bei Reit im Winkl, die Jochbergalm bei Unterwössen, die Chiemhauser Alm und die Oberauer Brunstalm in der Nähe von Schleching sowie die Moaralm und die Bäckeralm bei Inzell. Teilnehmer, die auf mindestens acht der elf Almen einkehren, ihren Durst löschen und sich einen Hüttenstempel in den Steiner Almenpass drücken lassen, nehmen an der Verlosung im Spätherbst 2018 teil.
Die Preise, die die Schlossbrauerei Stein gemeinsam mit Rad + Sport Schneider in Traunstein zur Verfügung stellt, können sich sehen lassen: Zu gewinnen sind ein Mountainbike im Wert von 1.489 Euro, eine Skiausrüstung für 500 Euro und eine Wanderausrüstung im Wert von 300 Euro. Die Gewinner des vierten bis zehnten Preises dürfen sich über je einen 75-Euro-Verzehrgutschein, einzulösen in einer Steiner-Gaststätte, freuen, die Plätze 11 bis 50 bekommen je einen Gutschein für einen Kasten Steiner Bier. Der Almenpass ist in der Schlossbrauerei Stein, bei Rad + Sport Schneider in Traunstein sowie auf allen teilnehmenden Almen erhältlich; Teilnahmeschluss ist der 31. Oktober.
Natürlich ist der Almenpass auch als Marketingmaßnahme der Schlossbrauerei zu sehen. Sie führen den Almen, die ihr Bier ausschenkt, Gäste zu. Das ist für die Almwirte von Vorteil und für die Brauerei. Den Steinern aber ausschließlich Eigennutz zu unterstellen, zielte in die völlig verkehrte Richtung. Dass der Schlossbrauerei die Almbewirtschaftung wichtig ist, ohne daraus Profit schlagen zu können, beweist sie seit Jahren: Nur ned schwendn – diese Redewendung mag oft zutreffen. Aber nicht immer. Manchmal ist das Motto „Loss di ned schwoam“ einfach wichtiger, beispielsweise wenn’s ums Schwenden der Almweiden geht. Da lässt sich die Schlossbrauerei Stein nicht „schwoam“: Seit 2009 hat sie den Landschaftspflegeverband Traunstein (LPV) mit Spenden in einer Gesamthöhe von 84.500 Euro unterstützt. Der LPV setzt das Geld unter anderem für den Erhalt und die Pflege der Bergweiden auf den Almen ein.
84.500 Euro für den Landschaftspflegeverband
Die Röthelmoosalm bei Ruhpolding und der darüber aufragende Gurnwandkopf (1.691 Meter) gehören zum rund 9.500 Hektar großen Naturschutzgebiet der Chiemgauer Alpen. Das Röthelmoos ist ein weitgehend unberührtes Hochmoor. Die Alm liegt vollständig im Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) und EU-Vogelschutzgebiet, beherbergt viele Lebensräume vom Hochmoor bis zum Kalkmagerrasen und zeichnet sich durch eine hohe Biodiversität aus.
Das Schwenden ist so notwendig wie anstrengend. Dabei beseitigen die Almbauern und ihre Helfer im steilen Gelände junge Gehölze, die sich durch Samenflug angesiedelt haben, vom Weidevieh gemieden werden und so allmählich aufwachsen und die Lichtweidefläche überwuchern können. Tagelang sind sie mit Motorsense, Astschere, Rechen und Heugabeln unterwegs, um Brombeergestrüpp und Fichtenanflug zu entfernen. Dadurch können auf den nährstoffarmen Magerrasen des Naturschutzgebiets die typischen, aber seltenen und schützenswerten Gräser und Kräuter wachsen, die offene und besonnte Verhältnisse brauchen.
Der LPV unterstützt die Almbauern nicht nur beim Schwenden. Lawinenschäden auf den Weideflächen werden beseitigt, Streuwiesen auf Moorstandorten der Almen werden gemäht, die wegen der Trittempfindlichkeit des Bodens nicht für eine Beweidung geeignet sind. Und ein Teil der Spende der Schlossbrauerei Stein wird für das LPV-Streuobstprojekt eingesetzt, bei dem Pflanzaktionen von Hochstamm-Obstbäumen stattfinden und alte Obstbäume einen Auslichtungsschnitt erhalten.
„Uns ist es eine Herzensangelegenheit, unseren Almbauern zu helfen“, sagt Stefan Haunberger, Geschäftsführer der Schlossbrauerei Stein. Die Spende sehe er als „Zeichen des Respekts vor dem Einsatz der Almbauern für die Pflege unserer Kulturlandschaft“. Das sei nur ein Aspekt der Maßnahmen für den Erhalt der Heimat: „Wir haben unsere Arbeit auf Nachhaltigkeit ausgerichtet, als es dieses Modewort noch gar nicht gab – auch aus einem ganz einfachen Grund: Wer als regional ausgerichtetes Unternehmen langfristig Erfolg haben will, muss sich auch darum kümmern, dass die regionalen Ressourcen geschont werden. Auch deshalb werden wir dem LPV heuer wieder 5.000 Euro zur Verfügung stellen.“ fal