Klosterbrauerei Baumburg. Im Chiemgau ganz oben

Feines Händchen

kaffeeManicula macht müde Maschinen munter

Im „kaffeeManicula“ in der Traunsteiner Hofgasse steht eine hohe Plexiglasröhre mit leeren Kaffeekapseln. Mit vielen leeren Kaffeekapseln. Besser – und erschreckender – kann man das ökologische und finanzielle Kaffee-Desaster kaum visualisieren. Um ein Kilo Kaffee für Kapselmaschinen abzufüllen, braucht’s 167 Kapseln. Der dadurch anfallende Müll wiegt pro Kilo Kaffee ein halbes Kilo. Und das Kilo Kaffee kostet, in Kapseln gefüllt, zwischen 60 und 80 Euro. Eine Gelddruckmaschine.

Das war noch nicht alles. Viele Kapseln sind aus Alu. Aus sehr viel Alu. Pro Jahr werden geschätzt rund acht Milliarden Kapseln produziert. Aus mindestens acht Millionen Kilogramm Aluminium. Jede Minute entstehen durch Kapselkaffeekonsum über 15 Kilo Alu-Abfall.

Nein, Michael Nicolas ist kein Kapselmaschinenfan. Der Traunsteiner besetzt die Nische, die exakt das Gegenteil dessen leistet, was die Kapselindustrie verbockt. Er kümmert sich darum, dass durchs Kaffeebrühen weniger Schrott entsteht. Seine Maxime: „Wir erhalten Gutes mit handwerklicher Kunst. Gutes ist in unserem Fall Ihr Kaffeevollautomat oder Ihre Siebträgermaschine.“

Aus ökologischer Sicht ist Kaffeekonsum eh schon problematisch genug: Die Kaffeeproduzenten roden Urwald, um Anbauflächen zu schaffen. Das führt zu Bodenerosion. Grundwasser wird durch Düngemittel, Pestizide und Insektizide kontaminiert, Lebensraum wird zerstört. Beim Verschiffen, Rösten und Verpacken sowie beim Transport zum Kunden wird Energie verbraucht, wodurch nach Berechnungen des Carbon Footprint Project 2009 eine Tasse Kaffee für durchschnittlich rund 60 Gramm freigesetztes Kohlendioxid verantwortlich ist. Trotzdem: Der Kaffee ist der Deutschen liebstes Getränk, 162 Liter Konsum pro Kopf errechnete der Kaffeereport 2017, den Tchibo mit Brand Eins Wissen und Statista veröffentlicht hat.
Wenn Kaffee, dann halbwegs umweltbewusst. Rund 15 Prozent der deutschen Haushalte verfügen über Kaffeevollautomaten. Dass die möglichst lange ihren Dienst tun, darum kümmert sich Michael Nicolas.

Früher arbeitete er als Maschinenbauer in der Industrie, bildete sich weiter, machte seinen Betriebswirt, seinen Techniker, stieg in die Produktionsleitung auf. Doch glücklich war er in seinem Beruf nicht mehr, zumal er irgendwann in der Position saß, in der er Mitarbeitern beibringen sollte, dass ihr Arbeitgeber sie nicht mehr benötigte.

Michi Nicolas krempelt die Ärmel hoch, wenn's darum geht, alte Maschinen wiederzubeleben.

Parallel zu dieser Entwicklung hatte er vor etwa zehn Jahren ein Kleingewerbe angemeldet, mit dem er seine Leidenschaft für frickelige technische Probleme auslebte: Er bastelte an defekten Kaffeemaschinen rum, reparierte sie. Das Wissen, das er sich dabei im Laufe der Zeit aneignete, ermöglichte es ihm vor vier Jahren, seinen ungeliebten Job aufzugeben und sich selbstständig zu machen. Weil auch ein kaputter Vollautomat letztlich Müll ist, hat er die Gewissheit, dass er mit seiner Arbeit einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Entwicklung leistet.

„Wir reparieren jede Marke.“ Außerdem wartet, reinigt, entkalkt, prüft und überholt „kaffeeManicula“ Vollautomaten und Siebträgermaschinen. „Wir tun ganz einfach alles, was nach unseren sehr hohen Maßstäben nötig ist, um das Gerät wieder fit zu machen. Und wenn uns das wider Erwarten doch nicht mehr gelingt, können wir für Ersatz sorgen – egal, ob generalüberholt oder neu.“ „kaffeeManicula“ ist Fachhändler und Fachwerkstatt für Vollautomaten der Hersteller Saeco, Gaggia, Nivona, Delonghi, Saeco Office und für Gewerbemaschinen; außerdem für Siebträgermaschinen der Hersteller Noveseinove, Gastrobeck, Bezzera, Rocket, Quickmill, Ascaso, SAB, La Pavoni und La San Marco.

Michael Nicolas kümmert sich aber nicht nur um die technische Ausstattung, sondern auch ums Know-how der Kaffeetrinker. Regelmäßig gib der knapp 40-Jährige Volkshochschulkurse im Hotel „Eichenhof“ in Waging. Dabei vermittelt er den Kursteilnehmern beispielsweise den Weg von der Kaffeebohne zum aromatischen Getränk oder bietet Kaffeeverkostungen an. „Manicula“ ist übrigens Lateinisch und heißt „Händchen“. Ja, Michael Nicolas hat ein Händchen für Kaffeemaschinen. Und für Nachhaltigkeit.

Text & Fotos: Andreas Falkinger

Michael Nicolas erweckt totgeglaubte Kaffeeautomaten zu neuem Leben.
kaffeeManicula

Hofgasse 5
83278 Traunstein
Tel. 0 861 / 22 78 25 22
team@kaffeemanicula.de
Öffnungszeiten:
Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag: 10 bis 13 und 14 bis 18 Uhr
Samstag: 10 bis 12 Uhr